Teil 1
Malaysia als Reiseziel
– Teil 1 –
„Das erste Mal“ oder auch „leicht unterschätzt“
Malaysia dürfte gerade für die Nepenthes-Begeisterten unter uns das Reiseland schlecht hin sein. Viele von uns dürften davon träumen ihre aus dem Hobby bekannten und geliebten Kannenpflanzen in Natura sehen zu dürfen.
Aus diesem Grund soll dieser Artikel einen kleinen Einblick in meine bisherigen Reisen nach Malaysia und, in dem Zusammenhang natürlich auch Borneo, geben ich hoffe dadurch dem ein oder anderen durch meine Erfahrungen hilfreich Tipps für eine eigene Reise zu geben.
Meinen Bericht werde ich auf die jeweils einzelnen Reisen aufteilen, denn jede Reise hat ihre eigenen Besonderheiten und in Summe kam dann mittlerweile doch einiges zusammen.
Meine erste Reise nach Malaysia nahm Anfang 2011 in meinem Kopf Gestalt an. Nach Südafrika, Virginia USA und Süd-West Australien wollte ich unbedingt Nepenthes am Naturstandort sehen und einer der bekanntesten Hotspots war für mich einfach Borneo! Einen Reisebegleiter hatte ich auch sehr schnell in Christian Klein gefunden, mit dem mich schon seit Jahren eine sehr enge Freundschaft verbindet. Da er selbst schon einige Reisen nach Borneo und Indonesien unternommen hatte war es nicht sonderlich schwer für mich ihn von meiner Idee zu begeistern.
Mit Bildern aus Stewart McPherson Büchern vor Augen war für mich auch mein persönliches Ziel für meine erste Reise in die Tropen gesetzt und Christian lies mir in der Organisation dieses Hauptziels dann auch freie Hand.
Mit 14 Tagen Zeitfenster wollte ich es auf meiner ersten Tour auch recht locker angehen (dachte ich zumindest) aber dazu später mehr 🙂
Nach dem Zusammenstellen der benötigten Ausrüstung ging es für Chris und mich dann auch am 22.01.2012 vom Frankfurter Flughafen aus los. Die erste Überraschung kam hier jetzt auch direkt am Flughafen, als wir beide an unserem Gate saßen und auf das Boarding unserer Maschine warteten.
Das Gate war auffällig leer und Chris meinte noch zu mir: „Pass auf, es ist Chinesisches Neujahr, wir sitzen vermutlich alleine im Flieger!“ Ich selbst konnte das nicht so wirklich glauben, als wir dann aber unseren Flug enterten sollte er doch recht behalten. Der Flieger war bis auf etwa 20 Plätze leer! Von solchem Glück kann man auf einem derartigen Langstreckenflug in meinen Augen nur träumen, denn immerhin hatte auf diese Weise jeder von uns eine komplette 5er Sitzreihe für sich auf der wir uns gemütlich ausstrecken konnten. Der Start unserer Reise stimmte also doch schon sehr optimistisch und so sind wir dann auch vergleichsweise gut ausgeruht an unserem ersten Reiseziel, Kuala Lumpur, gelandet.
Von Kuala Lumpur aus wollten wir Beide uns zuerst einige Tage an das tropische Klima gewöhnen und zusammen meine ersten Nepenthes in Situ suchen.
Vom Flughafen aus ging es dann auch zuerst zu unserem Hotel mitten in China Town von Kuala Lumpur (wer sich an Christians Aussage vor Abflug erinnert, sind wir direkt zum Chinesischen Neujahr dort aufgeschlagen…)
In China Town stürzten dann die ersten gewaltigen Eindrücke auf mich ein: Massen an Menschen, Feiern überall mit Drachentänzern und chinesischem Feuerwerk, kurz Lärm ohne Ende! Aber egal, zuerst ins Hotel einchecken und dann direkt raus ins Gewimmel und was zu Futtern suchen.
Nach unserer ersten Nacht (erstaunlicherweise muss das Hotel gut isoliert gewesen sein, denn man hat im Inneren von den Neujahrsfeiern auf den Straßen nichts mitbekommen) ging es dann mit unserem Mietwagen auf in Richtung Genthing Highlands. Christian hatte dort Jahre zuvor einen Nepenthesstandort besucht, den er mir zum Einstieg zeigen wollte. Auf unserer Fahrt habe ich aber auch direkt die erste Lektion von Christian bekommen: Immer Augen auf den Straßenrand! So kam es dann nämlich auch, dass Christian an einer dicht mit Gleichenia bewachsenen Straßenböschung anhielt und ich dort meine erste Nepenthes in der Natur bewundern konnte.
Es handelte sich um eine Nepenthes sanguinea, welche hier zwischen den Gleichenia sp. und einigen Bambusorchideen direkt am Straßenrand wuchs. Von hier aus konnten wir auch einen ersten Blick auf unser Ziel, die Genthing Highlands werfen.
Über die Genthing Highlands muss man vorab eine Sache wissen: die Bergkette die die Genthings umfassen befinden sich in Privatbesitz und beherbergen auf ihrem Gipfel mehrere Hotels, einen Vergnügungspark und das einzige Kasino Malaysias. Schon bei unserem ersten Besuch war es dort oben recht verbaut, mittlerweile ist es aber noch schlimmer und der Standort von dem ich in diesem Bericht gleich schreiben werde existiert nicht mehr. Zum Glück gibt es mittlerweile aber eine kleine private Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat dort oben Nepenthes und andere seltenere Pflanzen bei neuen Bauprojekten auszugraben, zwischen zu kultivieren und dann an geeigneter Stelle im dortigen Hochland wieder anzusiedeln. Dazu aber in einem späteren Teil mehr.
Unsere Fahrt führte uns schließlich, vorbei an dem Gebäudedschungel, zu einem kleineren Parkplatz den Christian meinte wiedererkennen zu können. Bei seinem ersten Besuch musste es dort vor Ort wohl noch eine Hundezucht gegeben haben, welche jetzt nicht mehr vorhanden war.
Also aus dem Auto raus und rein in den „Urwald“. Einem kleinen Feldweg folgend, an dessen bis zu 4m hohen sehr steilen Böschung wir jede Menge Sämlinge unterschiedlichsten Alters von N. sanguinea, N. ramispina und N. macfarlaneae finden konnten, suchten wir uns eine Möglichkeit eben diese Böschung zu überwinden und in den darüber liegenden Mooswald vorzustoßen in der Hoffnung dort möglicherweise die Mutterpflanzen finden zu können.
Als wir endlich eine weniger hohe Stelle der Böschung gefunden hatten standen wir auch nach etwas Kletterei in einer kleinen Mooswald Insel in den Genthings. Mitten zwischen Rhododendren, Farnen, Orchideen und der gesuchten Nepenthes kam für mich ein erstes echtes Urwaldfeeling auf… dieses wurde nur leicht von den Schreien Achterbahn fahrender Besuchern des Vergnügungsparks getrübt. Was uns aber letztendlich nicht davon abhalten konnte „unseren“ Urwald zu erkunden und einige Bilder wirklich schöner und zum Teil sehr großer N. sanguinea, N. ramispina und N. macfarlaneae zu machen.
Nach einem, in meinen Augen, sehr erfolgreichen Tag ging es dann aber auch erst Mal wieder zurück nach Kuala Lumpur.
An den folgenden beiden Tagen, an denen wir uns noch in Kuala Lumpur und Umgebung akklimatisieren wollten, starteten wir dann noch einen weiteren Ausflug, Ziel sollte dieses Mal der Fraser Hill sein. Auch hier konnten wir auf der Fahrt wieder einige Nepenthes am Straßenrand finden und so konnten wir N. mirabilis und mehrere Farbformen von
N. gracillis unserer Liste hinzufügen. Am Fraser Hill selbst waren wir dann von karnivorentechnischer Seite etwas enttäuscht. Für Spinnenfreunde ist der Berg aber einen Besuch wert!
Christian hat zwar einen sehr skeptischen Blick von mir erhalten als ich ihn auf die ganzen Löcher in der Straßenböschung aufmerksam gemacht habe und er nur antwortete „da sitzen Vogelspinnen drin“ aber das hat ihn, trotz seiner Spinnenphobie nicht davon abgehalten mir das auch zu beweisen.
Mit einem kleinen Stöckchen bewaffnet, welches er vorsichtig in einen der Spinnenbauten schob gelang es ihm innerhalb kürzester Zeit eine, nun ja sagen wir mal „wenig begeisterte“ Vogelspinne aus ihrer Höhle zu locken. Diese musste dann aber auch noch ein kurzes Photoshooting über sich ergehen lassen, bevor wir sie wieder in ihren sicheren Bau zurückkehren ließen.
Als mein Blick dann weiter über die Böschung geschweift ist, wurde selbst mir anhand der ganzen gleichartigen Eingänge selbst etwas mulmig. Dieses mulmige Gefühl wurde aber schon bald von Überraschung und schließlich neuer Begeisterung abgelöst und schnell wurde wieder Christian mit seinem Stöckchen gerufen, denn… wohingegen die Tunneleingänge der Vogelspinnen gut sichtbar waren gab es an der Böschung noch einen weiteren „Exoten“, welcher hier am Straßenrand deutlich unauffälliger sein zuhause hat. Liphistius malayanus, die Malaysische Klappdeckelspinne. Eben diese namensgebenden „Falltüren“ oder auch „Klappdeckel“ waren mir nämlich aufgefallen waren mir nämlich aufgefallen und wieder musste Christian mit dem Stöckchen herhalten um uns eines dieser gepanzerten Tiere vor die Kamera zu locken.
An unserem letzten Tag in Kuala Lumpur hatten wir noch einen Besuch in der Gärnerei von Mohd Fauzii eingeplant. Fauzii kultiviert am Rand von Kuala Lumpur unter Schattierungsnetzten im Freiland überwiegend N. rafflesiana, N. ampularia, N. gracilis, N. bicalcarata und ein paar N. sumatrana in wunderschönen Farben. Derartige Pflanzen bei uns im Freiland halten zu können wäre ein Traum!
Für uns sollte es aber dann zu unserem Hauptreiseziel, Borneo, weitergehen und so bestiegen wir am 5. Tag unserer Reise unseren Flieger nach Kota Kinabalu. Am dortigen Flughafen ging es dann auch wieder direkt mit dem Mietwagen los ins Hochland, um einen ersten Blick auf den aus den Wolken aufragenden Mt. Kinabalu zu werfen.
Am nächsten Tag wurden wir dann bereits früh morgens von unseren Guides Mike in Jimmy am Hotel in Empfang genommen und gemeinsam ging es zum Headquarter des Kinabalu Parks, um dort unsere Permits abzuholen.
Als Ziel für meine erste Bergbesteigung in Borneo hatte ich mir damals den Mt. Tambuyukon ausgesucht, ich weiß auch nicht, es gibt dort oben einfach einige Arten, die ich unbedingt in Natura sehen wollte 😉
Der Mt. Tambuyukon, mit 2579m aus heutiger Sicht wohl nur noch der 4. höchste Gipfel Borneos liegt im nordöstlichen Teil des Kinabalu Nationalparks. Um den Aufstieg zu beginnen, lag nun noch eine kurze Fahrt mit dem Jeep zum Monggis Base Camp vor uns. Hier trafen wir dann auch auf den Ranger des Nationalparks, welcher uns Begleiten sollte und unseren Träger.
Nach einer kurzen Einweisung durch den Ranger und der Anmeldung in der Monggis Station konnte unser Abenteuer jetzt wirklich beginnen. Der Weg von Monggis zum Gipfel ist 14km lang, beginnt auf ca. 350m üNN und steigt dann auf die 2579m des Gipfels an. Wer jetzt, wie ich damals, versucht einen Vergleich zu Wanderungen hier in Deutschland zu ziehen sei an dieser Stelle gewarnt: In den Tropen über 14 km einen Berg hinauf zu laufen ist etwas absolut anderes!
Diese Erfahrung durfte ich hier auch schnell machen, obwohl ich mich zu Beginn meiner Planung bereits gewundert hatte, warum die Tour zum Gipfel und zurück 4 Tage dauern soll.
Die erste Tages Etappe ist das sogenannte Wuluh Camp, mit 6km Strecke klingt das ganze super einfach, doch direkt am Start wird man schnell eines Besseren belehrt. Wie bereits oben erwähnt liegt der Startpunkt der Tour, Monggis Station, auf 350m, es herrschen also die besten Tieflandbedingungen, soll heißen es ist mit gut 30°C plus nicht gerade kalt und dazu auch noch drückend schwül! Bei dem anfänglichen Auf und Ab, was einen erwartet kommt man hier sehr schnell ins Schwitzen wie noch nie zuvor in seinem Leben! Und hier auch gleich eine der wichtigsten Regeln in den Tropen: führt IMMER genügend Trinkwasser mit!!! Selbst wenn man nicht unbedingt großen Durst verspürt, ist der Wasserverlust des Körpers enorm!
Nach etwa 2km erreicht man den ersten auf dem Weg gelegenen kleinen Shelter für eine kurze Pause. Hier habe ich dann auch eine weitere Besonderheit derartiger Bergtouren kennengelernt. Landblutegel. Diese recht aufdringlichen Tiere verfolgen einen wortwörtlich überall auf den Wegen im Regenwald und wenn man nicht gerade stehen bleibt um Bilder zu machen, dann doch zumindest um sich die Plagegeister regelmäßig von der Kleidung und den Schuhen zu schnippen bevor sie sich irgendwo festbeißen und Blut saugen können.
Trotz dieser aufdringlichen Vertreter des Tierreichs haben wir uns aber nicht abschrecken lassen und haben unseren Weg vorbei an von Lianen umwickelten oder mit Kletterpflanzen bewachsenen Urwaldbäumen, vorwärts gekämpft.
Nach immerhin 4 Std(!) hatten wir dann auch endlich die 6km geschafft und konnten unsere Zelte am Wuluh Camp aufschlagen.
An einem kleinen Gebirgsfluss gelegen bietet genau dieser 2 riesige Vorteile:
1. frisches Wasser zum Auffüllen der eigenen Trinkwasserreserven (sicherheitshalber hatten wir uns aus Deutschland Chlor/Silbertabletten zur Wasseraufbereitung mitgebracht, welche sich jetzt bezahlt machten)
2. eine mehr als willkommene Abkühlung und die Möglichkeit sich den Schweiß des Tages abzuwaschen.
Auf rund 1000m gelegen ist es hier auch schon deutlich angenehmer und nicht mehr ganz so heiß wie zu Beginn des Aufstieges. Nach einem erfrischenden Bad im Fluss wurde dann auch erst mal die nähere Umgebung des Camps in Augenschein genommen. Hier ließen sich einige epiphytische Orchideen und Farne, auffällige Pilze, Moosfarne (Selaginella) und sogar einige Ameisenpflanzen finden.
Nach einem einfachen, aber nach der Anstrengung doch sehr schmackhaften Abendessen aus Reis, Hühnchen und frischem Gemüse ging es dann in der Nacht mit der Taschenlampe nochmal auf Entdeckungstour. Hierbei bekamen wir von unserem Guide Mike erklärt, wie sich verschiedenste Tiere bei Nacht finden lassen:
Mit dem leicht gedämpften Licht der Taschenlampe die Umgebung recht flach ableuchten. Wenn das Licht bläulich reflektiert wird, sind das die Augen von Fröschen, wird das Licht grünlich reflektiert sind es die Augen von Spinnen.
An dieser Stelle an die Spinnenphobiker: Lasst es! Es ist einfach unglaublich wie viele grüne Reflektionen man mit seiner Taschenlampe auslöst. Wenn man jetzt aber denkt dass das automatisch auch riesige Spinnen sind kann ich aber auch wieder beruhigen. Selbst die stärkste Reflektion über 20-30 m hat sich meist als winzig kleines Spinnchen von unter 1cm herausgestellt.
Für den nun kommenden Tag lag eine Strecke von 4 km Weg vor uns bis zum nächsten Camp auf unserem Weg zum Gipfel. Im Vergleich zum Vortag war dieser Tag auch bedingt durch die niedrigeren Temperaturen deutlich entspannter und uns wurde klar, dass ab dem Erreichen einer gewissen Höhe die Leeches (Blutegel) verschwunden waren.
Mit einer einzelnen N. fusca (jetzt N. zakriana) und einigen Juwelen Orchideen fiel die botanische Ausbeute an Besonderheiten zwar noch etwas dürftig aus, aber das große Finale stand ja für den 3. Tag an. Also ließen wir uns auf unserem Weg von den kleinen Dingen begeistern. Der Wald selbst wurde dichter und moosiger und wir hatten das Glück 2 verschiedene Arten von Trilobit Käfern auf unserem Weg zu finden.
Am Musang Camp angekommen war es erst einmal wieder Zeit unsere Zelte aufzuschlagen. Im Gegensatz zum vorherigen Camp bietet das Musang Camp leider keinen direkten Zugang zu frischem Wasser und so sind unser Ranger und Träger beladen mit leeren Flaschen aufgebrochen, um Wasser zum Kochen und Auffüllen der Trinkwasserreserven zu holen. Während unserer Wartezeit hat Mike uns dann verraten, dass es wohl ein kurzes Stück weiter auf dem Weg in Richtung Gipfel die erste Nepenthes burbidgeae zu sehen gäbe und ob wir Lust hätten diese noch zu sehen.
Was für eine Frage, nach 2 Tagen Laufen ohne besonders viele Nepenthes zu Gesicht bekommen zu haben waren wir natürlich sofort Feuer und Flamme und so zogen wir mit Jimmy los um und die besagten N. burbidgeae anzusehen.
Nach etwa einer halben Stunde fanden wir auch wirklich die ersten Pflanzen. Mit teilweise bis zu 80cm Durchmesser waren es auch wirklich beeindruckende Exemplare, welche wir da im Unterholz am Rand des Weges entdecken konnten. Doch leider konnten wir an diesen ersten Pflanzen außer einigen Kannenansätzen keine ausgebildeten Kannen finden. Doch wer sucht wird bekanntlich auch fündig und schließlich fanden wir direkt am Weg unsere erste N. burbidgeae mit einer wunderschönen, unbeschädigten und voll ausgebildeten Bodenkanne und kurze Zeit darauf ein weiteres Exemplar mit einer (für mich überraschend) eher kleinen Hochkanne sowie vereinzelt, als kleinen Bonus so zu sagen, schöne rote N. tentaculata.
Da wir vor der einbrechenden Dämmerung wieder im Camp sein wollten ging es dann aber auch recht bald wieder zurück und auch sehr früh in unsere Schlafsäcke, denn standardmäßig beginnt der letzte Aufstiegstag zum Gipfel nämlich bereits um 3 Uhr morgens um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu sein.
Das Aufstehen, Frühstücken und der Abmarsch haben auch wie geplant funktioniert und so wurde das erste Stück des Weges in völliger Dunkelheit, nur durch das Licht unserer Stirnlampen etwas erhellt in Angriff genommen. Auch die N.burbidgeae vom Vortag haben uns an diesem Morgen nicht lange aufgehalten, konnten wir sie doch bereits in aller Ruhe bei Tageslicht bewundern. Doch spätestens als die erste große Kanne von N.edwardsiana im Licht unserer Stirnlampen zu sehen waren war für Christian und mich der mögliche Sonnenaufgang nebensächlich geworden. Von gelb über Orange bis Rot, alle Farbschattierungen waren vertreten und jede Pflanze und Kanne musste natürlich genauestens begutachtet und fotografiert werden. Der weitere Aufstieg ging nun also etwas langsamer von statten und während die ersten N. edwardsiana noch im Licht von Taschen und Stirnlampen abgelichtet wurden kam uns doch vergleichsweise schnell das Tageslicht zu Hilfe. Unser Träger hatte sich in der Zwischenzeit von der Gruppe abgesetzt (laut des Rangers der uns begleitete war unser Träger zum ersten Mal auf dem Tambuyukon und wollte sich daher den Sonnenaufgang nicht entgehen lassen), was uns aber nicht weiter störte. Zu groß war die Begeisterung für die uns umgebenden Pflanzen. Im schnell heller werdenden Licht konnten wir nun auch weitere N. tentaculata in unterschiedlichen Farben sowie Nepenthes lowii mit Hochkannen finden.
Irgendwann begann die Vegetation lichter und kleiner zu werden, hier wurde Nepenthes edwardsiana durch nicht weniger beeindruckende N. rajah abgelöst. Die Pflanzen wirkten zum mitunter sehr alt und standen teilweise in voller Blüte. Auch hier mussten wir uns natürlich Zeit lassen, um ausgiebig Fotos zu schießen.
An manchen Stellen konnte man jetzt auch einen wunderschönen Ausblick durch die Vegetation auf die umgebenden Berge genießen. Nachdem wir jetzt aber immerhin schon gut 6 Stunden unterwegs waren wollten wir jetzt aber doch weiter zum Gipfel. Doch einfacher gesagt als getan… besonders bei Nepenthes Freunden.
Denn kurz bevor man den Gipfel erreicht man einen vergleichsweise schmalen Gürtelbereich in dem die Vegetation wieder etwas dichter und vor allem extrem Moos bewachsen wird. Und wer meint das N. edwardsiana mit ihren Zähnen eine beeindruckende Art ist, dem sei an dieser Stelle versichert, dass die Nepenthes villosa, die in diesem Gürtelstreifen zu finden waren mich nicht weniger beeindruckt haben. Ich lasse an dieser Stelle einfach die Bilder in dem Artikel für mich sprechen…
Als wir dann endlich auf dem Gipfel ankamen bot sich uns ein wunderschöner Ausblick Auf den aus den Wolken aufragenden Mt. Kinabalu. Der Sonnenaufgang wäre sicherlich auch sehenswert gewesen. Naja, eventuell klappt es ja beim nächsten Mal.
Nach einem kurzen Mittagssnack ging es dann aber auch schon wieder die 4 km zurück zum Musang Camp. Auch auf dem Rückweg blieb natürlich noch Zeit für das eine oder andere Foto, trotzdem kamen wir ziemlich platt im Camp an.
Ich muss sagen Mike hat sich wirklich Mühe gegeben uns so viel zu zeigen wie möglich war, doch als er in dieser Nacht „Snake!“, „I found a snake“ „Come! Look!“ rief war ich schlicht zu müde, um nochmal aus dem Zelt zu krabbeln. Dankenswerterweise hat Christian sich aber nochmal aus seinem Zelt gequält, so das mich mir die Bilder der kleinen, in Regenbogenfarben schillernden Schlange am nächsten Morgen auf Christians Kamera anschauen konnte.
Vergleichsweise gut gelaunt und noch berauscht von den Eindrücken vom Vortag ging es jetzt zurück in Richtung Monggis Station… im Gesamten 10km… ich muss ehrlich gestehen, dass ich in meinem Leben noch nichts als derartig anstrengend empfunden habe wie diese 10km. Ich habe mir auf dem Weg nicht einmal mehr die Zeit genommen großartig Bilder zu machen oder beim Durchqueren der Gebirgsflüsse die Wanderstiefel auszuziehen, ich wollte irgendwann nur noch ankommen.
Nach unserer Ankunft am Tor zur Monggis Station bin ich damals einfach weiter gelaufen und habe mich neben dem auf uns wartenden Jeep ins Gras fallen lassen. Ich war an dem Tag echt am Ende. (Sollte ich den Berg jemals in Angriff nehmen, was sogar sehr wahrscheinlich ist das ich genau das tun werde, plane ich definitiv einen Zusatztag am Berg mit ein!).
Nach dem Transfer zurück an unser Hotel ging es am nächsten Tag für uns mit unserem Mietwagen wieder zurück nach Kota Kinabalu um in unseren letzten Tagen auf Borneo noch etwas zu entspannen und nach Möglichkeit noch die ein oder andere Tiefland Nepenthes am Straßenrand zu finden.
Es war auch auf einer derartigen „drive by“ Fahrt auf der Christian an einem Straßengraben voller Lotus anhielt, auf der wir auch einige aquatisch wachsende Utricularien finden konnten. Einige km weiter fanden wir dann in flachem Grasland neben 2 weiteren Utricularien und einigen Nepenthes gracilis auch unsere ersten Drosera für Borneo. Leider muss ich gestehen, dass ich im Bestimmen von Utriculatien und Drosera nicht wirklich gut bin. Daher kann ich euch da leider nicht sagen, was genau wir gefunden haben.
Der Straße weiter in Richtung Beauford folgend stießen wir schließlich auf einen wirklich tollen Standort mit N. ampullaria, N. rafflesiana und N. gracillis. In niedriger Vegetation auf weißem Sand, nur abgedeckt mit herabgefallenen Blätter der Sträucher fanden wir hier sehr dichte Bestände mit N. ampullaria Bodenkannen und unterschiedlichst ausgefärbten N. rafflesiana.
Für uns ging es nach diesen erholsamen Tagen dann leider auch schon wieder zurück in Richtung Heimat. Den Kopf voller Eindrücke, Erfahrungen und Ideen zurück aus den heißen Tropen in ein winterlich kaltes Deutschland…